Wenn wir bei den ätherischen Ölen von einer Wirkung auf die Psyche sprechen, ist damit eigentlich (meist) die geistige Ebene gemeint. Genauso wie die Begriffe Psychologie und Psychotherapie, loten diese eher die geistigen Muster, Tiefen und Empfindungen aus. Per Definition umfasst der Begriffe Psyche die Gesamtheit des Fühlen und Denkens.
Wenn man aber spirituell von Psyche spricht, ist damit eine weitere transzendentalere Ebene gemeint. Unsere Existenz wird über Körper, Geist und Psyche definiert. Der allgemeinen Definition wäre es aber Körper, Geist und Geist. Ist Geist und Seele nicht das Gleiche?
Da ich dem tiefenpsychologischen Denkmodell von C. G. Jung sehr zugeneigt bin, der die grundlegenden Muster und Archetypen in ihrer individuellen Zusammensetzung, gekoppelt an die Filter und Muster wie wir das erlebte Wahrnehmen und verarbeiten Seele – wortwörtlich für Psyche (oder Schmetterling) – nennt; muss hier differenziert werden.
Spreche ich von Psyche oder Seele, so ist damit eine Ebene gemeint, die sich unserer direkten Einflussnahme entzieht, die aber über ihre ätherischen Verbindungen zu unserem Geist direkt in unsere Existenz eingreifen kann, bzw. damit wechselwirkt.
Das ätherische Öle auf unseren Geist einwirken ist unbestreitbar. Zu eng sind Gefühle, Erleben und Gerüche verflochten. Die Arbeit im Hospiz wie in der Psychotherapie mit ätherischen Ölen hat klar gezeigt, wie hilfreich und unterstützend diese wirken.
Neroli das SOS der Aromatherapie, Bergmotte die die Fenster zur Psyche öffnet, Grapefruit der kräftige Sonnenstrahl der Licht ins Dunkel bringt, usw. – doch dabei sind die ätherischen Öle weit mehr als nur ein Gute-Laune-Duft der einen wieder auf andere Gedanken bringt. Die ätherischen Öle haben es in sich, dass wir durch diese Impulse an Blockaden, sogar Traumata herantreten können und die Chance erhalten, diese erneut zu bearbeiten um sie zu erlösen, und damit uns. – Getreu einem Zitat des Dalai Lama „Hör auf, auf dem Gedanken herumzukauen, erst dann erlöst du ihn“.
Und genau das sind die Impulse die uns mit den Seelenanteilen in Kontakt treten lassen, die über das rein geistige hinausgehen. Eine echte Wirkung auf die Psyche/Seele.
Doch wie schafft es ein Wirkstoffgemisch, die ätherischen Öle, die durch eine so heftige Prozedur wie die Wasserdampfdestillation gegangen sind, auf unsere so feinstoffliche Seele zu wirken? – Ich denke, da wir mit dem eigentlichen Begriff der Seele den naturwissenschaftlichen Rahmen verlassen, müssen wir eine ähnliche scheuklappensprengende Sichtweise der ätherischen Öle hinzuziehen. Die Spagyrik lehrt, dass die Wirkung eines Stoffes nicht (zumindest nicht endgültig) an die physische Form gekoppelt ist, sondern transzendieren kann, sich erneut verdichtet, und damit mehr als die Summe der vorherigen Teile ist.
Wenn zum Beispiel ein Rosmarin, der mit seiner anregenden Wirkung weitläufig bekannt ist, nach der Veraschung – also der kompletten Verbrennung zu Asche – mit Salz verrieben und innerlich verabreicht immer noch eine anregende Wirkung hat, so ist ebenso davon auszugehen, dass die viel mildere Form der Destillation (zumindest im Vergleich zur Veraschung) ebenso die entsprechenden Schwingungen überträgt bzw. übermittelt. In ultrasanfter Version kennt man das von den Bachblüten.
Ich denke hierbei geschieht bei den ätherischen Ölen zweierlei, einmal die Stimulation über den Duftimpuls, der über die bekannten Nervenbahnen ins Hirn und damit die emotionalen Komponenten aktiviert, und andrerseits eine energetische Stimulation in unseren Energiekörper.
Damit sind die ätherischen Öle Transmitter und Impulssetzer in einem. Und sind dadurch Wirksam auf allen drei Ebenen unserer Existenz, Körper, Geist und Seele. Der Körper wird direkt über die Moleküle angesprochen und leitet den Impuls an den Geist/Emotion weiter. Und gemeinsam mit der Schwingung erreichen sie die Ebene der Seele.
Im Grunde funktioniert nach diesem Prinzip auch die Psychotherapie, die mit ihren verschiedenen Herangehensweisen und Modellen auf einen Schwinungseffekt setzt. Wenn man Körper und Geist stabilisiert, (so hofft man) stabilisiert sich damit auch die Seele, oder öffnet sich zumindest den Verletzungen die man dann bearbeiten kann.
Die Arbeit mit ätherischen Ölen, ist also auch eine Arbeit mit Archetypen, mit Schwingungen, mit Ur-Mustern – und damit Ganzheitlicher als es manchmal auf den ersten Blick erscheinen mag.
Es sind in dieser Hinsicht noch mehr Parallelen mit den Bachblüten ersichtlich. Denn je niedriger dosiert die ätherischen Öle angewendet werden, desto mehr wirken sie auf den seelischen Bereich, je höher dosiert, wirken sie mehr auf Geist und Körper. Genauso wie Bachblüten, Spagyrik-Mittel u.a. Was nicht heißt das bei einer hohen Dosierung kein seelischer Effekt mit angestupst werden könnte, doch ist dieser eher verschleiert im Hintergrund wirkend. Und wie bei den Bachblüten ist es manchmal wie bei einer Badewanne, die erst voll laufen muss, bis man tatsächlich eine Wirkung spürt – auch wenn diese eben eher sanft und unbewusst dennoch eintritt.
Mehr dazu im kommenden Beitrag über den Duftkreis (nach Martin Henglein) und die Duftkommunikation.