Entstand vermutlich aus der Notwendigkeit heraus, der christlichen Verfolgung zu entgehen und dennoch esoterisch arbeiten zu können. Wobei es selbst bei den alten Ägyptern Hinweise/Beweise gibt, dass diese alchemistisch gearbeitet haben. Im asiatischen Raum zeigt der Taoismus/Daoismus eine gewisse geistige Verwandschaft zur Hermetik auf.
Die Rosenkreuzer, jener geheime mystische Orden, dessen Gelübde das Schweigen ist, soll die Smaragdtafeln des ägyptischen Gottes Hermes hüten. Die Rosenkreuzer, wie die Sufis, sehen in Hermes Trismegistos, dem ägyptischen Adepten, ihren Lehrer. Er gilt als Begründer der Alchemie, der Kunst der Verwandlung der Stoffe und der esoterischen Alchemie, der Kunst der Verwandlung des Menschen, der Einweihung.
Das hermetisch-alchemistische Wissen ist zwar als heilige Wissenschaft bekannt, die häufigere, treffendere Bezeichnung ist aber »Ars Regia«, also königliche Kunst. Die Alchemie hat von ihrem Grundverständnis nichts mit der heutigen Chemie zu tun, wie fälschlich angenommen wird. Sie stellt vielmehr ein altes esoterisches System dar.
Natürlich haben Alchemisten chemische Versuche durchgeführt, und ein intuitives Verständnis für die chemischen Elemente, ja sogar für die Doppelhelix unserer DNA, gehabt. Dank der Alchemisten wurde das Schwarzpulver entdeckt, und viele weitere Erfindungen, sei es im Bereich der Physik oder Chemie. Dennoch ist der philosophische Hintergrund, dass gesamte Konzept der Alchemie mehr metaphysisch zu verstehen, und in der Übertragung chemischer Prozesse auf den Menschen, den inneren Alchemisten zu verstehen, zu beeinflussen und aus dem sprichwörtlichen Blei (Mensch) Gold (Gott) zu erschaffen.
Hier treffen wir wieder auf das Ursymbol/Archetyp des Baumes, der metaphysisch gesehen die universale Kraft darstellt. Er steht hier ferner für Unsterblichkeit, übernatürlicher Erkenntnis und außerdem für tödliche, zerstörerische Kräfte sowie furchterregende Wesen wie Drachen, Schlangen und Dämonen. Auch der Sonnen- oder Mondbaum sind hermetische Symbole, ebenso der Drache und die Quelle des Lebenswassers, die aus einer Öffnung des Baumes entspringt. Viele Vorstellungen dieser Tradition gehen auf das Buch Henoch zurück. In einem hermetischen Text lesen wir: „Die alten und göttlichen Bücher – sagt Hermes – lehren uns, dass gewisse Engel vor Begierde nach den Frauen entbrannten. Sie stiegen auf die Erde nieder und lehrten sie alle Vorgänge der Natur.“ Diese Engel sind es, welche die hermetischen Werke verfasst haben sollen, und von ihnen kommt die erste Überlieferung dieser Kunst. Immer ist es ein gekröntes Wesen, die königliche Farbe Purpur und das Gold, das im Mittelpunkt der hermetischen Symbolik steht. Auch in der Hermetik wird der Mensch als göttlich, ja sogar über den Göttern stehend angesehen, da durch seine Sterblichkeit seine Möglichkeiten und Macht erhöht werden. Die vier Elemente sind in der Hermetik von großer Wichtigkeit.
Das erste Prinzip der hermetischen Lehre ist das der Einheit: Das Eine, das Alles ist (Chrysopoee Kleopatra), womit auch das Thelesma, der Vater aller Dinge, der smaragdenen Tafel verbunden ist. Das alchemistische Ideogramm das All-Einen ist, der Kreis. Er ist ohne Anfang und Ende und stellt in der Hermetik das Universum sowie das Große Werk dar. In der Chrysopoee nimmt er auch die Form einer Schlange an, Uroboros, die sich in den Schwanz beißt. Der Kreis verweist auf das Prinzip des hermetischen Siegels.
In der Hermetik haben die Zahlen, die Elemente, Schwefel, Merkur, Salz und die Planeten und Tierkreiszeichen ebenso große Bedeutung wie in vielen anderen esoterischen Systemen. Die Symbolik, die das hermetische Prinzip der prima materia ausdrückt, ist vielfältig. Dazu gehören die Frau, die Mutter, Göttin von wunderbarer Schönheit, das göttliche Wasser, Wasser des Abyssos, Aqua Permanens, Aqua Vitae, Silberwasser, Ozean, Mare Nostrum (Unser Meer), Mare Magnum Philosophicum (Großes Meer der Philosophen), usw. Sie stehen allesamt für das nasse Radikal, das Chaos. Das alchemistische Zeichen ist mit dem Mondprinzip identisch. Mond und Wasser bilden eine Einheit. Eine weitere Verbindung zum Drachen und der Schlange ist gegeben. Sie symbolisieren ebenfalls das Prinzip der Auflösung und Zersetzung. Vom Zeichen, der prima materia, gelangen wir zum Kreis mit Mittelpunkt, das die archaische Hieroglyphe für die Sonne ist. Sie verkörpert Beharrlichkeit, Festigkeit, Transzendenz und enthält das Prinzip des Feuers; wohingegen das Symbol des Mondes für Wechsel und chaotischen Wandel steht. In die metallurgische Symbolik der Hermetik übertragen entspricht das Symbol der Sonne dem Gold und das Symbol des Mondes dem flüssigem Silber oder Silberwasser. Das Zeichen des Salpeters entspricht dem männlichen Prinzip, dem auch Licht, Feuer und Hitze zugeordnet werden. Dem lunaren, weiblichen Prinzip des Salzes wird Kälte und Dunkelheit zugeordnet. Das Symbol des gleichschenkligen Kreuzes entspricht in dieser Hinsicht dem Hexagramm und verkörpert die Synthese von männlichem und weiblichem Prinzip. Auch hier bildet der Schnittpunkt des Kreuzes die Zahl 3. In einem anderen Aspekt geht das Kreuz aber auch von der zwei in vier über, denn es teilt den Kreis in vier Segmente und besteht selbst aus vier Teilbalken, welche auch das Kreuz der Elemente bilden. Das Feuer oben, die Erde unten, rechts die Luft und links das Wasser. Das hermetische Symbol der Erde ist , analog dazu wird Luft zu . Zusammen ergeben sie das Hexagramm. Die Seele wird der Sonne, der Geist dem Mond und der Körper dem Salz zugeordnet, um so im Menschen die Dreiheit in Einem darzustellen.
Die hermetische Symbolik der Farben wird wie folgt zugeordnet: Schwarz der Erde, Weiß dem Mond und der Venus, Rot dem Merkur und Golden der Sonne. In den Reichen der Natur entsprechen die Menschen der Erde, die Pflanzen dem Mond und die Tiere dem Feuer. In der Hermetik entsteht die 7 ebenfalls aus 3+4 und stellt einen wichtigen Aspekt ähnlich denen in anderen Traditionen dar. Auch werden ähnlich der Indischen Lehren dem Körper sieben Energiezentren zugeordnet, wobei die Zentren wiederum den Planeten zugeordnet sind. Die verwirrende Symbolik der Hermetik erklärt, zugegebenermaßen in schwer lesbarer Form, das Buch »Die hermetische Tradition« von Julius Evola. Zur Zahl 7 sind dort auch viele Beispiele aufgeführt und die Symbolik der Hermetik ist größtenteils beschrieben.
In der Hermetik steht das Gold vor allem für den reinen Wesenskern im Menschen, den der Hermetiker anstrebt. Daher ist es nicht verwunderlich, daß in der hermetischen Literatur oft davon gesprochen wird, Unrat in Gold zu verwandeln. Hier ist die Wandlung des Menschen und seiner unsterblichen Seele gemeint und nicht, wie oft mißverstanden, das wirkliche Gold.
Vieles in der Hermetik ist stark verschleiert wiedergegeben und selbst für den Esoteriker in schwer erfassbare Worte gekleidet. Grundinhalt ist die Reinigung der Seele durch verschiedene Wege. So unterscheidet man grob den trockenen und den nassen Weg. In der Hermetik wird dann oft von der Scheidung der Elemente gesprochen. Sie zeigt damit wie viele andere, leichter zu erfassende, esoterische Traditionen, einen Weg zur Seelenbildung. Viele der in der Hermetik enthaltenen Symbole und Denkweisen finden wir in der Kabbala wieder und umgekehrt.
Wichtige „Werke“ in der Hermetik
„In hellenistischer Zeit verbanden sich alte ägyptische Traditionsbestände mit griechischer Religion und Mythologie. Die für die Geschichte der Esoterik wirkungsmächtige Verbindung war jene zwischen dem ägyptischen Gott Thot und dem griechischen Hermes, eine Verbindung die damals nah lag, weil beide mit der (priesterlich bedeutsamen) Kunst des Schreibens und der Offenbarung okkulter Wahrheiten zu tun hatten. Hermes-Thoth machte seit dem dritten Jahrhundert v. Chr. auch unter einem anderen griechischen Namen von sich reden: Hermes Trismegistos, der „dreimalgrößte Hermes“.“
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004
Hermetika
Diese uneinheitliche Materialsammlung decken das gesamte frühe magisch-alchemistisch-astrologische, aber auch naturphilosophische Wissen den hellenistischen Ägypten ab, wobei ältere Traditionen mit griechischer Philosophie verschmolzen wurden.
Genika: Behandelt große Gebiete der Mundan- und Universalastrologie, also der Untersuchung irdischer Entwicklungen im Zusammenhang mit kosmischen Ereignissen.
Thema Mundi: Erörterungen über das „Horoskop“ der Weltgeburt
Salmeschiniaka: Neben detaillierten astronomischen Angaben, enthält eine Zusammenstellung von Heilmitteln, Amuletten und verschiedenen Techniken zur Abwendung von kosmischen Einflüssen.
Iatromathematika: Thematisiert medizinische Korrespondenzen, in Zusammenhang mit Asklepios dem griechischen Heilgott der mit Hermes-Thot in Verbindung gebracht wurde.
„Allen diesen Schriften ist gemeinsam, dass sie von einer Sympathie (wie es in der griechisch-römischen Philosophie hieß) ausgehen, welche die Entsprechung zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos in ein theosophisches Denkgebäude interferierte.“
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004.
Das Corpus Hermeticum
Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von siebzehn griechischen Traktaten (logoi), die von byzantinischen Gelehrten im zehnten Jahrhundert zusammengestellt wurden.
500 Jahre später wurde es für die Esoterik wiederentdeckt, und galt als bedeutende Schriftsammlung einer direkten göttlichen Offenbarung.
Im Gegensatz zur Hermetica, die die „okkulten Disziplinen“ Astrologie, Magie und Alchemie stärker praktisch umfasste, drehen sich diese Traktate um die Erkenntnisfähigkeit des Menschen, den Ursprung der Welt und um moralische Themen göttlichen und menschlichen Seins.
Im Gegensatz zu gnostischen Texten wird eine gottferne Macht, die den Menschen an der Erkenntnis hindern möchte, fast keinerlei Bedeutung beigemessen. Ebenso taucht meist keine Erlöserfigur auf, die jene gottferne Macht bezwingt.
Einer der wichtigsten Texte des Corpus Hermeticum ist die Tabula Smaragdina.
Die Tabula Smaragdina
„Die Smaragdtafel [Tabula Smaragdina], auch bekannt unter dem Namen „Kybalion“, ist eines der geheimnisumwobensten Dokumente hermetischer Denkmuster und gleichermaßen das prägnanteste, weil formelhafteste und kürzeste. Man kann in ihr das Glaubensbekenntnis der abendländischen Alchemisten sehen, was einmal mehr die enge ideelle Zusammengehörigkeit von Hermetik und Alchemie verdeutlicht.“
Quelle: Liedtke, Ralf: Die Hermetik; Traditionelle Philosophie der Differenz. Paderborn 1996
Beeinflußte Bereiche durch die Hermetik
Die Kabbalah
„Seit der Spätantike hat die jüdische Mystik die Entwicklung der europäischen Esoterik immer wieder entscheidend beeinflusst. Waren es zunächst neuplatonische Interpretationen des verborgenen Schriftsinns, die – in Verbindung mit magischen und theurgischen Dimensionen der jüdischen Mystik – spätantike und mittelalterliche Juden faszinierten, so erwuchs der Esoterik mit dem Aufkommen der Kabbalah im zwölften Jahrhundert eine überaus komplexe und theologisch-philosophisch reflektierte Form der Mystik, deren Einfluss bald auch außerhalb des Judentums spürbar wurde.“
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004
Mit ihren mathematischen Zahlensystemen, und den Lehren mit himmlischen Spären zu kommunizieren, und in diese Aufzusteigen, enthält diese jüdische Mystik einen Großteil der hermetischen Lehre. Jedoch steht im Zentrum nicht mehr das Individuum, dass zum Göttlichen emporsteigen soll, sondern ein Heils- und Erkenntnisineteresse der Gemeinde Israel. Dadurch, dass die Kabbalah selbst in einem Zusammenhang zur Hermetik steht, sind auch alle Strömungen die mit der Kabbalah verbunden sind, auch von einem hermetischen Weltbild geprägt.
Muslimische Esoterik
Während sich im Mittelalter die westliche Welt nur zögerlich den antiken Wissenschaften näherte (obwohl
„[…] nicht wenige christliche Potentaten legten ein ungebrochenes Interesse an der Förderung jener Wissenschaften an den Tag, und es waren gerade die Mönchsschulen des Hochmittelalters, die sich mit klassischen Texten aus Philosophie und Wissenschaft auseinander setzten.“, war dies im Islam weitaus üblicher.
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004
„Suhrawardîs Philosophie ist von einer Integration zoroastrischer, hermetischer, pythagoräischer, platonischer und anderer antiker Lehren gekennzeichnet. Er selbst beschreibt seine Lehre als „intuitive Philosophie“, als eine Philosophie der mystischen Erfahrung, die der spekulativen Philosophie der Aristoteliker an die Seite gestellt wird.“
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004
Neuzeitliche Esoterik
Durch die wirren der Kriege, die durch die Ausdehnung des osmanischen Reiches über Konstantinopel (heute Istanbul) und über fast den gesamten Balkan, ausgelöst wurden, wanderten viele Gelehrte nach Italien und trugen so zur Befruchtung durch ihre weiterhin gepflegten Kenntnisse antiker Philosophie und Wissenschaft bei.
„Jetzt kam es zu einer bipolaren Diskussion, unter der stillschweigenden Annahme, Platon und Aristoteles bildeten die Gesamtheit philosophischen Wissens ab. Die Platon-Aristoteles-Kontroverse der Renaissance ist deshalb ein singulärer Moment der Philosophiegeschichte. […] Ein Problem bildete die Frage, ob die Seele unsterblich sei, oder nicht. […] Ein anderer Streitpunkt war die Frage nach Schicksal und freiem Willen. […] Es war also nicht nur die Freiheit des Menschen, die zur Disposition stand, sondern auch die Freiheit Gottes.“
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004
Jetzt spielte man Platon und Aristoteles gegeneinander aus.
Ein dirtter Streitpunkt, war die wissenschaftliche Ergründbarkeit des Kosmos.
„Eine empirische Wissenschaft, die von Experiment und Tatsache induktiv auf die Prozesse der Natur schloss, war deshalb verpönt, vielmehr ging man deduktiv von der Offenbarungswirklichkeit Gottes aus und suchte diese in der Natur wiederzufinden.“
Das vierte Konflicktfeld betraf die pantheistische Kontroverse. „Der esoterische Diskurs unterwarf Gott letztlich dem autonomen Erkenntnis- und Verfügungswillen des Menschen.“
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004
Marsilio Ficino (1433-1499) veröffentlichte zahlreiche Übersetzungen Platons und Kommentare seinerseits, unterstützt von Cosimo de‘ Medici (1389-1464).
„So wichtig die Verbreitung der platonischen und neuplatonischen Schriften durch Ficino war, im Hinblick auf die Esoterik hatte ein anderes Ereignis noch größere Konsequenzen: die Wiederentdeckung des Corpus Hermeticum. Der griechisch-ägyptische Gott und Offenbarer Hermes Trismegistos war ja quer durch die Alchemie und Astrologie des Mittelalters hindurch, insbesondere in der islamischen Welt, als „Stammvater“ der okkulten Wissenschaften bekannt. […] Vor diesem Hintergrund lässt sich leicht ausmalen, wie elektrisiert die Gelehrten waren, als man im 1463 eine griechische Sammlung des Corpus Hermeticum in Mazedonien entdeckte. […] Das war insofern konsequent, als man davon ausging, dass Hermes Trismegistos deutlich älter als Platon und sogar Mose sei und deshalb so etwas wie das „Urwissen“ der Menschheit zugänglich mache.“
Bis 1641 wurde Ficinos Übersetzung (ins lateinische) bis zu 25-mal neu aufgelegt und verlegt. „Man kann dran das große Interesse ablesen, das die damaligen Gelehrten dem scheinbar uralten Dokument entgegenbrachten. Die Renaissance entdeckte auf diese Weise die Philosophia perennis, also die „Ewige Philosophie“, die als gemeinsamer Nenner von ägyptischer, griechischer, jüdischer und christlicher Religion galt. Der sagenhafte Ruf der hermetischen Dokumente blieb (übrigens bis in die heutige Esoterik-Szene) erhalten, obwohl schon in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts eine differenzierte humanistische Kritik an der Frühdatierung des Corpus Hermetikum laut wurde. Diese gipfelte in Isaac Casaubons Nachweis (1614), dass jene Texte nicht älter sind als die ersten christlichen Quellen. So war das „Ende des Hermetismus“ zwar literarkritisch eingeläutet, doch viele Autoren nahmen weiter auf das Corpus Hermeticum Bezug: Ludovico Lazzarelli, Symphorien Champier, Nickolaus Kopernikus, Francesco Giorgi von Venedig, Henricus Cornelius Agrippa von Nettesheim, John Dee, Francesco Patrizi, Giardano Bruno, Robert Fludd, Talph Cudwoth und Athanasius Kircher sowie die Vertreter der christlichen Kabbalah Giovanni Pico della Mirandola, Johannes Reuchlin, Pietro Galatino, Guillaume Postel und Christian Knorr von Rosenroth – ein Who is who der gebildeten Naturphilosophie und Esoterik jener Epoche.“
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004
Paracelsus
Größter Mediziner und Naturphilosph der deutschen Renaissance.
Seine umfangreichen magischen und alchemistischen Anschauungen, lassen ihn im Zusammenhang der Hermetik erscheinen, auch wenn diese Anschauungen (augenscheinlich) hauptsächlich auf die Medizin ausgerichtet ist, so lehrt er von Entsprechungen zwischen Krankheit und Astrologie und der damit zusammenhängenden Kausalität von Macro- und Microkosmos, wie er schon in der Hermetik gepflegt wurde.
„Zwischem den siebzehnten und neunzehnten Jahrhundert wurde kabbalistisches Gedankengut in der europäischen Philosophie zu einem wiederkehrenden Topos. Wie Pico della Mirandola, Johannes Reuchlin und Christian Knorr von Rosenroth, haben auch Jackob Böhme, Franciscus Mercurius van Herlmoth, Paulus Ricius (gest. 1541) sowie – über die Luria-Kritik Henry Mores (1614-1687) – Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) diese Deutungen in ihre Lehren aufgenommen.“
Quelle: Stuckrad, Kocku von: Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004
In der Paracelsusmedizin finden wir dieses Wissen gebündelt, systematisiert, und auf 14 Einflussfaktoren aufgeteilt. Ganz im Gegensatz, wie die Medizingeschichte es gerne darstellt, war Paracelsus nicht nur ein Universalgelehrter, er postulierte eindeutig und mehrmals die Aussage, dass ein guter Arzt nur dann „gut“ sein könne, wenn er sich in den verschiedensten Bereichen auskenne. Darunter Astrologie, Theologie, Alchemie etc. – Medizin, genauer gesagt die Anatomie war für Paracelsus zwar ein wichtiger Faktor, aber dennoch nur einer unter vielen.
Die heutige immer noch angewandte und langsam ins Bewusstsein zurücksickernde Heilmethode der Spagyrik geht auf Paracelsus zurück, der die ersten Komplexmittel entwarf, Rezepturen verfasste und diese detailliert aufschrieb.
Paracelsus sprach vom inneren Alchimisten, der durch verschiedene Einflüsse vom „großen Werk“ abgebracht werden könne, und damit Krankheit Einzug hält.
siehe dazu mein Beitrag über Spagyrik