Aromatherapie und Studien(-lage)

Längst haben wir die Zeit hinter uns gelassen als ätherische Öle noch als „nette Duftwässerchen“ oder gar esoterischer Humbug abgetan wurden.

Doch jüngst wird dieses Wasser wieder getrübt: Im Zuge der „Aufklärung“ behaupteten die „Quarks Science Cops“ es gäbe keine Studien zu ätherischen Ölen – und enttarnen sich als teilweise (!) schlecht recherchiert. -> Link: Science Cops meets Aromatherapie

Ich musste mir erstmal den Podcast der “Quarks Science Cops” erstmal selbst zu Gemüte führen. Mich hat ein Wechselbad der Gefühle erwischt.
Ich finde es grandios das diese Podcaster Young Living und DoTerra in gewisser Weise demaskieren, aber mir viel zu undifferenziert an die ganze Thematik herangehen. Allein beim Thema Studien hab ich innerlich gerufen, ob sie mal nach Prof. Dr. Hatt gegoogelt haben, oder Prof. Dr. Wabner, oder Prof. Dr. Bettina Pause, u. v. a. oder ob die nach zwei Treffern einfach keinen Bock mehr hatten nach Studien und Forschung zu suchen. Ich hätte mir so gewünscht, sie hätten den Artikel von Eliane Zimmermann zum Thema multiresistente Keime gelesen, verfolgt, Studien herausgezogen, usw. Sie verweisen am Ende des Podcasts ja auf ihre Produzentin die quasi für sie recherchiert hat, da müsste man schon mal sagen, dass sie sich das bissel zu einfach gemacht hat, oder ob die Herren selbst nicht mal Hand angelegt haben, oder hätten können.
Mit ihren Youtube-Quellen haben sie ahnen lassen, wie geschickt DoTerra es vermeidet in der Öffentlichkeit Heilversprechen mit absurden Einnahmeverodnungen zu tätigen, hätten aber ruhig den klaren Schluss ziehen können, woher die Wellness-Berater ihr “Wissen” denn haben, wenn nicht von einem DoTerra-Abend!? Einige der „Repräsentanten“ behaupten, dass die entsprechenden Firmen intern sogar gegen derartige Praktiken „aufklären“, stellen aber dann Oregano-Öl-Kapseln in absurder Stärke bereit und preisen diese als „Detox“ an. Das widerspricht sich in meinen Augen aufs deutlichste.

Allein schon wie ich im Bereich der Psychosomatik-Behandlung in der Psychiatrie weiß, werden dort seit Jahren ätherische Öle erfolgreich eingesetzt … das einfach so auf Hausfrauenniveau herunterzubrechen fand ich schon bissel fader Beigeschmack, auch wenn sie mit erstaunter Mine da sagten, dass ätherische Öle sehr wohl unsere Stimmung beeinflussen. – Da werden sie dem komplexen Thema einfach nicht gerecht.
Wobei sie ja sehr wohl betonten das unser Körper in seinen Wirkmechanismen so komplex sei – ach dann doch!? 😀 Ganz im Gegensatz zum reißerischen Anfangstitel „Wer mit ätherischen Ölen arbeitet, stinkt nach Unwissenschaftlichkeit“ – sorry, aber da hört jemand den eigenen Knall nicht mehr.

Sollen wir nun doch dankbar sein, dass das grössere Übel thematisiert wurde, auch wenn in vielen Bereichen verallgemeinert und über einen Kamm geschoren wurde? – Ich hab ja fast innerlich geschrien als sie das mit der Gynäkomastie ausgegraben haben, gerade DIE Studie die so massiv schlecht erstellt wurde. Ein Knüller! Aber wahrscheinlich haben sie ihren eigenen Weihrauchkessel da schon zu sehr um sich geschwenkt, als welch tolle Hechte sie hier kantsche Aufklärungsarbeit leisten.
Eliane Zimmermann und Sabrina Herber haben darauf in ihrem Podcast reagiert: vivere-aromapflege.de

Ganze Scharen von Forschern sind mittlerweile damit beschäftigt diesen hochkonzentrierten Vielstoffgemischen immer neue Geheimnisse zu entlocken. (Leider) weniger aus dem Bereich der Pharma, mehr im Bereich der Riech- und Duftforschung. Geheimnisse wie zum Beispiel, dass man die Düfte nicht riechen muss, um eine physiologische Wirkung zu erzeugen.

Geheimnisse, die für uns in der Aromapflege aber oft gar keine großartigen Neuheiten darstellen, sondern aufgrund unseres Erfahrungsschatzes längst Einzug in den Pflegealltag gefunden haben.

In diesem Gesamtzusammenhang möchte ich ein wenig beleuchten, wieso es schwierig mit ätherischen Ölen ist, doppelblind Studien durchzuführen, und wieso es meist Studien zu fast immer den gleichen Ölen gibt, und wieso es nicht „Studien wie Sand am Meer“ gibt.

Ich fange mal mit dem letzten Punkt an: Um Studien durchzuführen benötigt man nicht nur Personen die bereit sind bei der Studie mitzumachen, sondern Labor, Laborequipment, Laborant*innen, Datensammler*innen, Datenauswerter*innen, usw. Es geht kurz gesagt um Geld, Geld für die Studie zu beantragen und für die entsprechenden Verfahren, Geld für die Studie an sich, und natürlich auch für die Probanden als Anreiz bei der Studie mitzumachen. Hat eine beispielsweise Pharmafirma ein Medikament im Auge, dass sich in absehbarer Zeit für die aufgewendeten Forschungsgelder rechnet, so ist es da ein leichtes Gelder bereitzustellen – denn diese fließen nach der Patentierung und Zulassung wieder in die Kasse zurück. Mit ätherischen Ölen sieht es da viel schwieriger aus.

Ätherische Öle sind Vielstoffgemische, die auch nach Witterungsbedingungen von Jahr zu Jahr schwanken. Man kann also nicht sich auf einen oder zwei Stoffe konzentrieren und diese als Massenproduktion in der Fabrik verwerten bzw. herstellen. Das macht die ätherischen Öle, obgleich ihr Wirkpotential so immens ist, so unattraktiv für die Pharma-Industrie.

Desweiteren dürfen an Kindern und Erkrankten keine Studien durchgeführt werden. Will man also gerade in der Kinderheilkunde und z. B. in der Onkologie Studien mit ätherischen Ölen durchführen, steht man vor gewaltigen Hürden. Die erstmal genommen werden wollen, was auch wieder Zeit und vor allem Geld kostet.

Soviel erstmal zur Beleuchtung der Quantität bezüglich Studien zu ätherischen Ölen.

Die Studien die es gibt, sind meist zu Lavendel, Teebaum, Rosmarin, Thymian und Manuka. Vereinzelt noch andere.

Diese Ergebnisse werden gern reproduziert, vertieft, aber meist wiederholt. Das Ergebnis ist bei der Studienlage einfach einfacher vorherzusehen, und damit auch für eine Studien rentabler.

Doppelblind-Studien, wie man sie am liebsten für evidenzbasierte Wissenschaft hätte, sind bei einem so massiv olfaktorischem Faktor wie dem Riechen sehr schwierig durchzuführen – nimmt man diese Schwierigkeit alle zusammen wird deutlich wieso die Studienlage so ist, wie sie ist.

Doch dann zu sagen, es gäbe keine Studien ist dann doch ein bisschen zu simpel. Folgende Links bieten dem Interessierten einen guten Überblick:

Studien belegen: Ätherische Öle wirken gegen Krankenhauskeime

https://aromapraxis.de/2010/06/28/analysen-zu-atherischen-olen/

https://aromapraxis.de/2020/05/18/grundlagen-studie-zum-wirkungsmechanismus-von-atherischen-olen/

aromapraxis.de – Studien

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