Heute möchte ich mal zu Pap… ähm, zu digital bringen, was mich vor längerer Zeit schonmal beschäftigte, als meine durchgeknallte Patentante (im übertragenen wie wortwörtlichen Sinn) mir vorwarf, dass die Beschäftigung mit Esoterik und Spiritualität gefährlich sei, und sie mich auf einem dunklen Weg sehe. Es wurde noch viel mehr gesagt/geschrieben, einiges davon mehr emotional als wirklich sachlich.
Schlußendlich ist dies allerdings immer wieder ein Thema, auch bei vielen Anderen die sich neu mit dem Thema auseinandersetzen. Daher, einem Blogeintrag würdig. 😀
Bei dem Wort gefährlich, drängt sich mir die Frage auf, für wen gefährlich? Für das Umfeld? Für einen Selbst? Für die Lebensstruktur?
Nunja, von einem gewissen Standpunkt aus brachtet, na klar ist das gefährlich für den Status quo, den viele aus Bequemlichkeit und/oder Angst nicht verlassen möchten/können. Veränderung macht Angst, und was Angst macht wird als gefährlich eingestuft. Aber ist diese Simplifizierung wirklich angebracht und berechtigt?
Wenn man mal ausser acht lässt, was für mögliche Motivationen hinter dieser Fragestellung, und oder falsch verstandenen oder Flaschheit kaschierenden Besorgnis stecken mag, so ist diese Fragestellung prinzipiell berechtigt. So wie es prinzipiell berechtigt ist, diese Frage eigentlich auf Alles und Jeden stellen zu können. Sei es eine berufliche Veränderung, Umzug in eine andere Stadt oder gar Land, Bruch mit dem Freundeskreis, sogar simples Haare-Färben und die Auswahl bestimmter Statementkleidung. Aber diese Frage wird in der Regel nicht bei den meisten dieser Entscheidungen gestellt. Man nimmt eigentlich an, man hat es mit einem denkenden Wesen gegenüber zu tun, dass durchaus in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen und die daraus erwachsenden Konsequenzen auch selbst zu tragen. Aber was passiert, wenn diese Entscheidungen die eigene Komfortzone betreffen, oder zumindest anschneiden oder berühren? Dann wird auf einmal diese Frage plötzlich in den Vordergrund katapulitiert. Fragwürdig, ob das immer angebracht ist.
Kommen wir aber speziell auf das Thema Spiritualität und Esoterik zurück. Die Spiritualität hat quasi die Basisfunktion, uns unserer Selbst bewußt zu machen, und uns zu befähigen Umstände die wir als störend, hinderlich oder falsch wahrnehmen, zu verändern. Und damit uns selbst zu verändern. Man passt auf einmal nichtmehr in die kleinen eckigen Formen die die Gesellschaft, oder in meinem Fall Patentante, für uns für passend erachtet hat. Das ist im Kern das Konfliktpotential.
Damit will ich die Thematik nicht bagatellisieren, denn wenn man an Sekten denkt, fallen einem, vor allem nach einer schnellen Google-Suche, die schlimmsten Ereignisse ein, die Sektenmitglieder sich und anderen angetan haben. Geflissentlich wird dabei zwar übersehen das das Christentum streng genommen auch nur eine Sekte ist, die über die anfänglichen Grenzen weit hinaus gewachsen ist, und wenn man an Kreuzzüge und Ketzer- und Hexenverbrennungen denkt alles andere als eine rühmliche Vergangenheit hat, aber im Kontrast wird die Esoterik dämonisiert, jedem sektiererisches Verhalten angedichtet, und man selbst ist sowieso das größte Opfer. Ahja, alles klar.
Fazit: Es lässt sich nichts pauschalisieren. Es gibt immer gefährliche Strömungen, in jeder Lebenslage, in jeder gedanklichen Sichtweise, in jeder Gruppierung die sich selbst die Überprüfung abgenommen hat.
Ist man als spirituell Suchender also anfälliger für derartige Verantwortungsdiffusion? Nun, ich will es nicht generell ausschließen, dass jemand der in sich nicht so gefestigt ist, sich leicht von charismatischen Persönlichkeiten zu einem Weg in Abhängigkeit verleiten lässt. Aber für mich, hat das mit echter Spiritualität nichts zu tun.
Wenn ich mich selbst betrachte, so sehe ich mich als viel zu eigenbrödlerisch um wirklich einer Struktur wie einer Sekte anzugehören wollen/können. Und wer zudem weiß, dass Siddharta von Hesse mein liebstes Buch ist, könnte mit viel Transferleistung ableiten, dass ich auch viel zu sehr darin überzeugt bin meinen Weg als persönlichen Weg wahrzunehmen und zu leben bin, als dass ich in den Fußstapfen eines anderen laufen würde.
Eine Sekte verspricht die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, meist aber ohne die eigenen Prinzipien wirklich zu hinterfragen. Beides Mechanismen der Gruppe die Eigenverantwortung an die Gruppe abgeben. Verantwortungsdiffusion in ihrer reinsten Form.
Also ja, Spiritualität ist gefährlich, Denken übrigens auch.