Neulich im Podcast von Eliane Zimmermann und Sabrina Herber, wurde das Thema Placebo kurz erwähnt, und wie abwertend bis negativ besetzt es in den Kontexten teilweise verwendet wird, wenn man über Studien, Wirksamkeit im Allgemeinen und im Zusammenhang mit der Komplementärmedizin davon spricht.
Dabei sind Placebos in den sogn. randomisierten Doppelblindstudien ein wichtiger Faktor der Kontrolle – werden aber zumeist qualitativ abgewertet, im Vergleich zu dem Präparat „gegen“ das das Placebo antritt.
Placeboeffekte sind positive Veränderungen des Gesundheitszustandes, die durch eine Behandlung mit Placebo hervorgerufen werden. Im verallgemeinernden Sinn bezeichnet man so auch Wirkungen von Behandlungen, die zwar keine Scheinbehandlungen sind, aber den jeweiligen Effekt letztlich nur auf dem gleichen Weg wie ein Placebo hervorrufen können. Das Gegenstück zum Placeboeffekt ist der Nocebo-Effekt. Dies sind unerwünschte Wirkungen, die bei scheinbaren Schadmitteln auftreten, die keinen Schadstoff enthalten […].
Quelle: wikipedia Placebo
In diesem Artikel soll es nun nicht darum gehen, ob Homöopathika Placebos sind oder nicht, sondern eher ob die (Schul-)Medizin Placebos als Begleittherapieeffekt sträflich vernachlässigt.
Es gibt zahlreiche Untersuchungen die zeigen, dass ein Placeboeffekt die Wirkung eines Mittels maßgeblich verbessert – das Stichwort ist signifikant. Patienten die einen positiven Effekt erwarten, sprich Placeboeffekt – also eine Besserung, Linderung, Heilung – nehmen die Mittel nicht nur deutlich besser, kontinuierlicher und leichter ein (Compliance/Adhärenz), sondern zeigen einen schnelleren Wirkungseintritt und eine gesteigerte Wirkung der zu erwartenden Wirkung.
Ist dieser Effekt also so lapidar, und die Herabwürdigung berechtigt?
Gerade im Bereich der Pflege zeigt sich, dass die Zuwendung das ist was Patienten brauchen, wollen und „bedürfen“. – Ein Schmerzmittel , von einer Pflegekraft verabreicht, der der Patient vertraut, die sich durch ihre Zuwendung klar als vertrauensvoll gezeigt hat, wird dem Patienten deutliche Linderung verschaffen. Dank des Placeboeffekts. – Wobei ich die psychosoziale Interaktion für deutlich komplexer halte.
Von einem „Pflegeroboter“, ist kein Placeboeffekt zu erwarten. Erfreuung und positive Erwartung sind an soziale menschliche Interaktion gebunden.
Wenn man sich also ernsthaft mit der Placebo-Forschung auseinandersetzt, kommt man irgendwann an den Satz „es ist noch nicht genug erforscht“, dennoch lautet das Urteil der Schulmedizin allzu oft „das ist doch nur ein Placebo und hat keine Relevanz“.
Gehen die gleichen „Wissenschaftler“ o. a. Mediziner mit ihren eigenen Techniken genauso hart ins Gericht? Den Anschein hat es nicht, wenn man sich die Zahlen anschaut, die Notwendigkeit einer OP mit den Zahlen der tatsächlich durchgeführten OPs gegenüberstellt. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Sehr un-naturwissenschaftlich.
Nimmt man also die Aggression aus der Argumentation heraus, so scheint es, dass vor allem finanzielle Hintergründe die Argumentation befeuern, und nicht ein un-ethischer Hintergrund der zur Empörung führte.
Aus ganzheitlicher/holistischer Sicht sollte ein Behandler immer versuchen den Patient zu erfreuen. Ein Placeboeffekt steigert maßgeblich den Behandlungserfolg.
Wenn man Patienten befragt, was sie an einem guten Arztgespräch am meisten geschätzt haben, dann sind es die Qualitäten Zeit (sich Zeit zu nehmen), Empathie und meist ein „out of the box“-Denken. Wenn man eine unreflektierte 0815-Meinung wollen würde, könnte man auch Google befragen. 😀 Und meiner Meinung nach, sind das die Stützpfeiler eines Placeboeffekts, der jetzt nicht explizit im Vordergrund steht, aber mitgenommen wird.
Und genau dieses mit-nehmen, den Patienten dort abholen wo er sinnbildlich steht, zeigt wie unterstützend, ja gar heilsam, ein „mitgenommener“ Placeboeffekt ist.
Vielleicht kommt die Abwertung „dass ist ja nur ein Placebo“ auch daher, dass man dem Denken „viel hilft viel“ verhaftet ist. Und gerade die Naturheilkunde arbeitet genau gegen dieses Prinzip – nein, besser ausgedrückt, diese hat das „die Dosis macht das Gift“ verinnerlicht und (sollte) bedarfsgerecht arbeiten.
Im allgemeinen verwendet die Naturheilkunde, die Komplementärmedizin, lieber Impulse die den Körper animieren sich selbst zu heilen. Und wie stark diese Impulse sein müssen/können, ist bei jedem Menschen individuell anders. Für eine pharmakologische Massenproduktion taugt dieses Konzept nichts – aus finanzieller Sicht.
Dabei sind es gerade die Impulse, die den Körper dazu bewegen etwas zu tun, entscheidend. Eine chirurgische Operation stellt die bestmögliche Voraussetzung dar, dass ein medizinisches Problem behoben wird – wenn der Körper die Nähte, die Wunden selbst heilt. Ist die Wundheilung gestört oder findet nicht statt, kann der Operateur noch so gut sein, es wird nicht erfolgreich enden.
Auch die Schulmedizin bietet dem Körper lediglich eine Plattform, ein Umfeld, in dem er entweder weiter funktioniert oder heilen kann/soll. – Stößt der Körper ein Transplantat ab, kann das Umfeld noch so ideal sein, „entscheidet“ sich der Körper ohne diesen Fremdkörper leben zu wollen, auch wenn das im Endeffekt meist bedeutet, nicht mehr zu leben.
Letztendlich entscheidet sich der Behandlungserfolg darin, wie gut der Placeboeffekt genutzt wurde, und wie adhärent der Patient ist. – Ist es da, außer aus finanzieller Sicht, wirklich relevant ob der Erfolg durch ein Placebo begünstigt wurde oder nicht?!