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Homöopathie

Ich möchte das Thema mit zwei Zitaten der Uni Bern beginnen:

In der Homöopathie werden Substanzen in potenzierter Form eingesetzt. Bei diesem pharmazeutischen Verfahren wird eine gegebene Substanz gemäss Europäischer Pharmakopöe wiederholt stufenweise verdünnt und verschüttelt. Der Verdünnungsgrad kann so stark sein, dass die Ausgangssubstanz chemisch-analytisch nicht mehr nachgewiesen werden kann, weshalb manchmal die Ansicht vertreten wird, dass eine homöopathische Therapie eine Placebobehandlung sei.

Quelle: https://www.ikim.unibe.ch/forschung/uebersichten_zum_stand_der_forschung/homoeopathie/index_ger.html

Der aktuelle Stand der klinischen Forschung ist kurzgefasst wie folgt: die jüngsten Meta-Analysen von RCTs über alle Indikationen hinweg kommen zu dem Schluss, dass es Belege für spezifische Wirkungen homöopathischer Mittel gibt, die Placebo überlegen sind, wenn sie homöopathisch qualifiziert verschrieben werden. Darüber hinaus gibt es mehrere Meta-Analysen zu spezifischen Krankheitsbildern (z.B.  allergische Beschwerden, Durchfall u.a.), die Evidenz für spezifische Wirkungen homöopathischer Präparate im Vergleich zu Placebo ergaben.

Quelle: https://www.ikim.unibe.ch/forschung/uebersichten_zum_stand_der_forschung/homoeopathie/index_ger.html

Ich möchte darauf hinweisen, dass die Auswahl homöopathischer Arzneimittel unglaublich aufwändig und komplex ist. – Das ist unter anderem der Grund wieso manche Ratgeber mit ihren Empfehlungen einer Wirkungsweise dennoch manchmal schuldig bleiben. Von Antlitzdiagnose bis hin zu genauen Untersuchungen des Blutes, wird ein genereller aber nicht generalisierter Zusammenhang hergestellt. Und aus dieser kaleidoskopartigen Möglichkeitenballung wählt der geschulte Homöopath das Mittel der Wahl aus. – Dagegen erscheint das schlichte Auswählen eines Blutdrucksenkers auf Grund von hohem Blutdruck zu simpel, geradezu kindlich.

Was die Homöopathie kennzeichnet ist, dass selbst bei dem gleichen Symptom, völlig verschiedene Mittel in Betracht kommen.

Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man ein Mittel bei Migräne auswählt, dass aber erst in Kombination mit zwei oder drei anderen die erwünschte Wirkung entfaltet. Es erinnert mich ein bisschen an den Vergleich zwischen Windows und Linux. Auch wenn der Mensch der die Maschine bedient augenscheinlich „gleich“ ist, so ist die Mechanik unter der Haube des Systems komplett verschieden.

Der Vergleich von Windows und der „Schulmedizin“ ist hierbei – gleiche Lobbyarbeit, Simplifizierung auf Kosten von Sicherheit und außer acht lassen der „gesamtheitlichen“ Umgebung – nur zufällig entstanden. 😀

Ich erinnere mich noch, wie ich in meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger in meinem Einsatz im Hospiz eine SAPV-Ärztin befragte und diese wortwörtlich sagte: „Wenn die Menschen wüssten, wie viel man präventiv mit Homöopathie richtigstellen kann, so wären viele chronische Erkrankungen heutzutage entweder weniger schlimm ausgeprägt oder nicht mehr vorhanden.“

Für mich ist die Homöopathie ein Impulsgebe-Verfahren. Es triggert unseren Körper sich in die richtige Richtung zu bewegen – bzw. Gegenmaßnahmen einzuleiten. Ich muss dabei an die EKT (Elektrokonvulsionstherapie) denken, nur im viel kleineren Maßstab. Ein Maßstab bei dem man eben keine Narkose und manchmal Fixierung braucht, weil die Impulsgabe im hochpotenten Bereich stattfindet.

Noch sanfter ist meiner Ansicht nach die Bachblüten-Therapie die als Schwingungsmittel nur auf der feinstofftlichen und nicht auf der chemisch-molekularen Ebene arbeitet.

Dabei muss man immer bedenken, dass Symptome und Beschwerden meist nicht wirklich „akut“ auftreten (von Allergien und Notsituationen natürlich abgesehen), sondern das bestimmte Prozesse in unserem Körper schon Wochen wenn nicht sogar Monate zuvor schon begonnen haben. Und dabei spielen Konstitution und Lebensumstände eine entscheidende Rolle, bis hin zu psycho-somatischen Einflüssen.

Bei der Anwendung sowohl der Homöopathie als auch bei vielen anderen komplementärmedizinischen Verfahren, muss immer auf den Fall geachtet werden, worum es geht. Handelt es sich um einen akuten lebensbedrohlichen Notfall, so steht ganz klar die schulmedizinische Notfallversorgung im Vordergrund. Ein seriöser Homöopath würde nicht auf die Idee kommen bei einem Herzinfarkt oder Knochenbruch Globuli zu verabreichen, als Begleittherapie oder nach Abschluss der Notfallbehandlung allerdings schon. Aber definitiv nicht als „Alternative“, oder sich als alternativlose Behandlung zu verstehen. Genau dieses selektive Denken ist es, dass eher die Schulmedizin kennzeichnet, nicht die Komplementärmedizin.

Auch wenn das natürlich nur eine idealistische Sichtweise ist. So gilt es diese doch immer wieder anzustreben, trotz der Diffamierung die von anderer Seite kommen mag. Ignoranz mit Ignoranz zu beantworten, oder Gewalt mit Gewalt ist nie der richtige Weg.

ergänzende Links:

Aromatherapie und Homöopathie

Hierbei soll es nicht um die Wirkweise der Homöopathie gehen, oder ob diese wirkt, sondern um das Zusammenspiel von Aromatherapie und Homöopathie.

Beide Begriffe werden oft in einem Atemzug mit Naturheilkunde und Komplementärmedizin genannt – was im Prinzip erstmal richtig ist. Die Aromatherapie stellt einen speziellen Zweig der Phytotherapie, also der Pflanzenheilkunde, dar. Beide Heilanwendungen sind aber grundverschieden.

Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Pflanzenmoleküle die über Wasserdampfdestillation der Ursprungspflanze gewonnen werden. Zur besseren Verdeutlichung, braucht man Tonnen von Rosenblütenblättern um nur einen Liter ätherisches Rosenöl zu gewinnen. – Die Homöopathische Denk- und Wirkweise ist genau gegenteilig angelegt, da wird mit sogn. Potenzen also Verdünnungen von meist 1:12000 behandelt.

Ein Mythos der oftmals in Zusammenhang mit den beiden Themen genannt wird, ist das man beide nicht gleichzeitig anwenden soll. – In der Tat wurde Kampher (genau genommen Kamphon) zur Unterbrechung einer homöopathischen Behandlung von Hahnemann benutzt. Der Mythos der hier gemeint ist, ist das Pfefferminzöl ebenso die homöopathische Behandlung unterbrechen würde – das ätherische Öl enthält jedoch keinen Kampher.

Eine homöopathische Behandlung schliesst eine aromatherapeutische also nicht aus, man kann jedoch durch Verwendung einer zeitlichen Verzögerung nochmal auf Nummer sicher gehen.

Kampher wird in der heutigen Aromatherapie nur selten eingesetzt. Der extrem scharf-beißende Geruch wurde früher für Riechsalz verwendet um Damen aus ihrer Ohnmacht wieder aufzuwecken.

Und genau in diesem Wirkprinzip unterbricht Kampher die homöopathische Wirkweise, denn es ist wie ein Blitz der dem Körper einen Schlag versetzt und ihn aus dem Ist-Zustand herausschleudert. Genau das was man mit dem Riechsalz eben bezwecken wollte.

Naturwissenschaftlicher Meinungsimperialismus – eine Meinung

Auf Instagram war mir letztes Jahr, als die Pandemie endlich abzuebben begann, bereites aufgefallen, dass das Format „Mai Think X“ (glaube von ZDF Neo produziert) mit Dr. Mai Thi Nguyen-Kim – nach meinem Empfinden vorbildlicher Aufklärungsarbeit gegen Querdenker und Corona-Leugner – nun auch in die von der Medienwelt jährlich stattfindenden Hexenjagd auf Naturheilkunde und Homöopathie eröffnet wurde. Da hieß es vollmundig „wir zerstören die Homöopathie“ – was die Homöopathie der promovierten Chemikerin getan hat, weiß ich zwar nicht, war aber mit der verbalen Keule die da geschwungen wurde nicht einverstanden. Ich persönlich hoffe immer auf einen „Leben und leben lassen“-Konsens, der im Wort Komplementärmedizin seine Glorie findet. Wie die Medienlandschaft jährlich zur Sommerflaute die sogn. Homöopathie-Sau, fast schon einer Hysterie anmutend, durch die Medien treibt, scheint nun auch Dr. Mai Thi Nguyen-Kim erfasst zu haben.

Für mich ist ganz klar, dass es Scharlatane gegeben hat, gibt und wahrscheinlich auch immer geben wird. Doch finde ich, dass die Einseitigkeit mit der diese gesucht werden, mir ein bisschen zu simpel vor kommt, wenn ansonsten die Wissenschaft als solche schon dermaßen in den Olymp gehoben wird. Schließlich gibt es auf „schulmedizinischer Seite“ meist ebenso genügend Zündstoff über den richtig aufgeklärt werden sollte. Im Sinne von „kehre bitte erstmal vor der eigenen Haustür“ verweise ich da zum Beispiel auf die Contergan-Fälle, oder etwas aktueller die Tamiflu-Lüge, bei der eine ähnliche Aufklärungsarbeit zunächst stattfand wie bei den Missbrauchsermittlungen der kath. Kirche in eigener Sache. Vielleicht trifft der Vergleich nicht ganz, aber ich habe das Gefühl das hier mit dem Finger auf andere gezeigt wird, obwohl es im eigenen Bereich soviel aufzudecken gibt (ganz aktuell mal wieder die Studie über Teebaumöl und Lavendelöl und Gynäkomastie, und wie brechend schlecht diese Studie von Wissenschaftlern durchgeführt wurde).

Und wie als würde der Instagram-Algorithmus mir noch Öl ins Feuer gießen wollen, serviert mir dieser gestern ein Video „jeder hat bestimmt so einen Verwandten in der Familie“ – die dann exemplarisch bei ner Axt im Bein Globuli verabreichen will. Das ist ein eindeutiges Zeichen für die Dummheit mancher Menschen, aber kein adäquates Anwendungsbeispiel der Homöopathie.

Und in diesem Fahrwasser servierte mir Instagram den Trailer für eine weitere Sendung von Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, in der das Naturheilkunde-Bashing fast schon als gängige Praxis etabliert zu sein scheint. Wenn man in dem Zusammenhang sich bewusst macht und einliest in die immensen Hürden die zum Beispiel die Aromatherapie immer wieder zu nehmen hat, obwohl es jede Menge gute Studien zu Wirksamkeit und Verträglichkeit gibt – die aber scheinbar nicht interessant genug sind, und dann wird stattdessen diese Lavendelöl-Studie aus dem Hut gezaubert, in der nichtmal ein Molekül von Lavendelöl nachgewiesen wurde!

In einer Welt die immer wieder auf Evidenzbasierung zurückgreifen will, und gleichzeitig eine Wertigkeit in die Thematik mit einfließen lässt, fühle ich mich herausgefordert ein bisschen Gegenwind zu erzeugen. 😀

Es zeichnet sich ein Trend ab, der nur noch durch wissenschaftliche Fundierung Fakten und Meinungen zu lässt. Wo das auf der einen Seite eine begrüßenswerte Haltung sein kann, um Vorurteile abzubauen und Klarheit und Nachvollziehbarkeit zu fördern, so erwächst auf der anderen Seite eine fast schon fundamentatlistische Sichtweise, durch Erfahrung gewonnene Erkenntnisse gar zu negieren, seien diese nicht evidenzbasiert.

Auch wenn die moderne Naturwissenschaft die Meridiane und die Yin-Yang-Einteilung in der TCM als unwissenschaftlich ablehnt, so basiert doch das gesamte Konzept der TCM auf dieser zentralen Achse, die zum Beispiel Akupunktur so effektiv macht. Den Erfolg der TCM und der Akupunktur ist nicht von der Hand zu weisen, und macht es daher schwer den Kritikpunkt der Unwissenschaftlichkeit aufrecht zu erhalten. Es ist mir absolut schleierhaft wie man ernsthaft über 4000 Jahre dieser Erfahrungsmedizin, mal eben so frei von der Leber weg ablehnt, obwohl sogar von wissenschaftlicher Seite die Erfolge unbestreitbar sind. – Für mich riecht das nach dem Dünkel der die Maxime verfolgt „Was nicht sein kann, darf auch nicht sein“, und in diesem Fall sogar bei einem eindeutigen Benefit für die Patienten.

Ich habe in Webinaren sooft schon gehört, welch sensationelle Heilerfolge z.B. mit Aromatherapie erbracht wurden, diese aber nicht kommuniziert werden dürfen, wegen Verordnungen, scheinbarer Heilversprechungen die nicht getätigt werden dürfen, selbst wenn die Dozenten aus eigener Erfahrung sprechen usw. – Und das mutet für mich als Konsequenz dieses Meinungsimperialismus an, der keine andere Wahrheit neben sich duldet – man kommt sich vor als würde über das erste Gebot der Bibel gesprochen werden.

Wissenschaftliche Überprüfbarkeit in allen Ehren, und wie gesagt zum Thema Abbau von Vorurteilen wunderbar, doch nimmt dies eine Form an, die um die Diskussion des ersten biblischen Gebotes anmutet, sollte vielleicht der eigene Gott-Komplex auf den Seziertisch.